Spätestens seit dem berühmten Buch von Hape Kerkeling "Ich bin dann mal weg" kennt so gut wie jeder den Pilgerweg nach Santiago de Compostela in Nordspanien zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus. Jedes Jahr macht sich eine Vielzahl von Pilgern aus aller Welt, aus mehr oder weniger religiösen Gründen, auf den Weg, die lange Strecke zu Fuß zu gehen. Allerdings gibt es keine feste Route, die zum Ziel führt, denn der Begriff Jakobsweg bezeichnet eine Vielzahl verschiedener Streckenverläufe und unterschiedliche Fortbewegungsmittel. IndenBergen verrät kurz und knapp, was Wanderer über den Jakobsweg wissen müssen.
Viele Pilgerwege führen nach Santiago de Compostela
Im Mittelalter entwickelte sich die Grabstätte des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela neben Rom und Jerusalem zum dritten wichtigen Hauptziel der christlichen Pilgerfahrt. Damals war es Brauch, von daheim nach Santiago de Compostela zu pilgern. Mittlerweile starten die meisten Pilger allerdings in den Pyrenäen. Dabei haben sich acht typische Routen entwickelt, mit unterschiedlichen Längen und Wanderzeiten. Mit 83 Kilometern ist der Camino a Finisterre am kürzesten und der Camino del Norte und der Camino Frances sind mit rund 800 Kilometern am längsten. Bei der Planung einer solchen Pilgertour sollte auch immer die Jahreszeit der eigenen Reise beachtet werden, da manche Strecken nur saisonal zugänglich sind.
Pilgerausrüstung und Pilgerstempel
Pilger tragen ihr Pilgerheft bei sich und sammeln Stempel als persönliche Andenken in den Ortschaften und Gemeinden. Allerdings hat das Pilgerheft auch einen praktischen Nutzen, denn es weist die Wanderer als echte Pilger aus und ermöglicht ihnen so Zugang zu den Pilgerstätten, um dort zu übernachten. Üblicherweise sieht man auf dem Weg auch Wanderer mit einem langen Stock, an dem die Jakobsmuschel und ein kleiner Kürbis hängen, der früher als Wasserspeicher diente. Diese sind aber keinesfalls notwendig und werden in Santiago in sehr umfangreicher Menge verkauft.
Die Compostela
Auch die ‚Compostela‘, die traditionsreiche Urkunde, die bestätigt, dass der Besitzer aus religiösen Gründen nach Santiago gepilgert ist, gibt es nur gegen Vorlage des Heftes. Als Regel gilt, dass die letzten 100 Kilometer zu Fuß oder die letzten 200 Kilometer per Fahrrad oder per Pferd zurückgelegt werden mussten und dass jeden Tag mindestens zwei Stempel ergänzt wurden. Die Compostela wird im Pilgerbüro des Domkapitels der Kathedrale von Santiago de Compostela kostenlos ausgestellt. Wer lieber eine Bescheinigung ohne religiöse Referenz als Andenken für sich möchte, kann eine Urkunde bekommen, die eine kulturelle Wallfahrt bescheinigt.
Pilgerunterkünfte
Besonders in der Hauptsaison sind die meisten Pilgerunterkünfte am Jakobsweg völlig überfüllt. Deswegen empfiehlt es sich, nicht zu spät am Tag einzutreffen, wenn man noch ein Bett für sich beanspruchen möchte. Der Pilgerpass berechtigt nur zu einer Übernachtung für eine Nacht. Länger bleiben darf nur, wer verletzt oder krank ist. Eine Vorbestellung der klassischen Pilgerhäuser ist nicht möglich. Aber abseits davon boomt der Tourismus, mit Hotels und Airbnb, natürlich mit entsprechenden Preisen. Eine typische Pilgerunterkunft sollte jedoch nicht mehr als 10 Euro pro Nacht kosten.
Das Geschäft mit den Pilgern
Egal, ob religiöser Hintergrund oder nicht, so kommt doch kein Besucher von Santiago umhin, zu erkennen, dass mit den Pilgern hier das ganz große Geschäft gemacht wird. Denn längst ist der Jakobsweg kein besinnlicher Pfad mehr, sondern schon fast eine Autobahn für entweder Gläubige oder aber Touristen. Santiago ist in der Hochsaison heillos überfüllt und am Hauptportal der Kathedrale steht man gerne mehrere Stunden, um dann in der Kirche noch einmal anzustehen, damit man die Statue des Apostels umarmen kann. Kleiner Tipp: An den Seiteneingängen stehen immer deutlich weniger Leute an.
Weiterführende Informationen zum Jakobsweg
Eine Möglichkeit, den Camino de Santiago etwas weniger überfüllt zu erleben, ist das Wandern abseits der Saison. Diese geht meist von März bis spätestens November. Allerdings sollten Pilger in diesem Fall mit entsprechend extremem Wetter rechnen. In der Nebensaison kann es zudem passieren, dass viele klassische Pilgerunterkünfte geschlossen sind. Es empfiehlt sich, dies vor dem Start der Pilgerreise abzuklären oder alternative Unterkünfte zu buchen. Abseits der typischen Pilgersaison sind auch die Preise zum Beispiel in Santiago de Compostela etwas humaner, da diese doch pünktlich zur Hochsaison wieder kräftig anziehen. Für diejenigen, die noch mehr Inspiration benötigen, haben wir eine Liste der schönsten Pilgerwege der Welt zusammengestellt.