Jeder Wanderer kennt das: Im einen Moment strahlt die Sonne vom blauen Himmel herunter und nur einen Wimpernschlag später zieht auf einmal eine dunkle Wolkenfront über die Bergkuppe und man hört schon entfernt das Donnergrollen. Doch wie soll man sich nun verhalten? IndenBergen hat die wichtigsten Tipps bei einem Gewitter in den Bergen zusammengestellt.
1. Den Wetterbericht verfolgen
Am besten lässt sich das Wetter einschätzen, wenn man den Wetterbericht nicht nur am Morgen des Wanderausfluges ansieht, sondern diesen bereits einige Tage vorher verfolgt. Bleibt die Vorhersage über längere Zeit gleich, ist die Wetterlage vermutlich stabil. Wechselt sie täglich, sollte man mit einer eher unsicheren Wettervorhersage rechnen. Doch auch, wenn Sonnenschein vorausgesagt wird, kann man sich in den Bergen niemals auf die Prognose verlassen. Relativ zuverlässige Informationen findet man für Deutschland auf der Seite des DAV (Deutscher Alpenverein). Für Wanderungen in Österreich ist die Seite der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) relevant und in der Schweiz besucht man am besten die Meteo Schweiz Webseite.
2. Zeitig losgehen
Wärmegewitter treten – wie der Name schon sagt - an warmen Tagen gegen Nachmittag und Abend auf. Sogenannte Frontgewitter begleiten eine heranrückende Kaltfront und leiten einen Wetterumschwung ein. Sie lassen sich zwar zuverlässiger vorhersagen, dafür treten sie plötzlich ein und können innerhalb kürzester Zeit einen eben noch blauen Himmel verdunkeln. Das Risiko eines Gewitters steigt gerade im Sommer zum Nachmittag hin stark an. Deshalb sollte man bei Gewitterrisiko die Tour so organisieren, dass man zum Mittagessen wieder im Tal ist. Immer einen Zeitpuffer einplanen und bedenken: gerade mit Kindern, konditionell schwächeren oder fotobegeisterten Wanderern, kann der Ausflug schnell einmal etwas länger dauern als angenommen.
3. Anzeichen frühzeitig erkennen
Ein aufziehendes Wärmegewitter kann an der Wolkenbildung erkannt werden. Quellwolken, die sich zu Haufenwolken zusammenschließen und in die Höhe wachsen, sind ein Zeichen für ein drohendes Wärmegewitter. Spätestens wenn sich hohe Wolkentürme bilden, sollte man die Wanderung schnellstmöglich abbrechen und umkehren oder einen Unterschlupf suchen. Frontgewitter sind schwieriger zu erkennen, da ihnen meist besonders gutes Wetter vorausgeht. Zieht an einem besonders schwülen Tag plötzlich ein kühler Wind auf, sollten Wanderer wachsam werden. Noch eindeutigere Anzeichen für ein aufziehendes Frontgewitter sind entferntes Donnergrollen und Wetterleuchten am Horizont, auch wenn die Wolkenfront hinter den Bergkuppen womöglich noch gar nicht sichtbar ist.
4. Exit planen
Ein prognostiziertes Gewitterrisiko sollte man unbedingt in die Tourenplanung einbeziehen. Besser, man überlegt schon vor Antritt der Wanderung, wie schnell und auf welche Weise man die Tour im Falle eines Gewitters abbrechen kann. Die Wanderkarte sollte man gründlich studiert haben und auch während des Wanderns ist es ratsam, immer wieder nach Schutz spendenden Hütten mit Blitzableitern und geschützten Senken Aussicht zu halten. Wälder bieten während eines Gewitters zwar Schutz vor einem Blitzeinschlag, dennoch sind sie nicht der ideale Rückzugsort, da man dort Gefahr läuft, von herabstürzenden Ästen oder umstürzenden Bäumen getroffen zu werden. Auch größere Höhlen eignen sich als Unterschlupf, wenn man mindestens eine halbe bis ganze Körperlänge Abstand zu den Wänden hat.
5. Exponierte Stellen meiden
Gerät man trotz aller Vorsicht und Planung doch einmal in ein Gewitter, gilt es, das Risiko zu minimieren. Es gibt einige Stellen, die man unbedingt meiden sollte: Gipfelkreuze, alleinstehende Bäume und auch hervorspringende Felsen stellen ein Risiko dar, da sie als Ziel eines Blitzeinschlag prädestiniert sind. Doch Blitze sind nicht die einzige Gefahr während eines Gewitters: Durch starken Wind und Regen kann in der Nähe von Felshängen Steinschlag entstehen. Von steilen Abhängen sollte man sich ebenfalls fernhalten, da dort starke Windböen und der nasse, rutschige Boden zum Verhängnis werden können, wodurch erhöhte Absturzgefahr besteht.
6. Feuchte Stellen und Gewässer meiden
Auch Wasser ist ein idealer Stromleiter. Die Gefahr liegt hier nicht im direkten, sondern im indirekten Blitzschlag. Der Blitz schlägt also in einen höhergelegenen Gegenstand ein und wird über den Boden abgeleitet. Über den feuchten Boden oder eine nasse Felswand kann sich der Strom großflächig verteilen. So läuft man Gefahr, indirekt von einem Blitz getroffen zu werden, auch wenn man sich gar nicht in der unmittelbaren Nähe des Einschlagortes aufhält. Daher sollte man sich möglichst auch von Gewässern, moosigem Boden und nassen Felswänden fernhalten. Eine Möglichkeit sich vor feuchtem Boden zu schützen ist, sich auf den Rucksack oder das aufgerollte Kletterseil zu kauern.
7. Leitendes Material loswerden
Eine weitere Gefahr bei Gewitter geht von leitenden Materialien am eigenen Körper aus. Besonders Metall sollte man möglichst schnell loswerden. Das gilt für eine Kletterausrüstung mit Metallkarabinern genauso wie für Trekkingstöcke, Taschenmesser, aber auch für Brillen mit Metallgestell und sogar Bügel-BHs. Falls man ein Kletterseil dabeihat, rollt man dieses so klein wie möglich zusammen. Und falls man sich an einem Klettersteig befindet, den man nicht so schnell verlassen kann, sichert man sich möglichst weit abseits des Stahlseils und der Metallstufen.
Weitere Informationen zum Wandern in der Natur
Beim Wandern durch die eindrucksvolle Natur der Berge können wir Kraft tanken. Um Gefahrensituationen zu minimieren, sollte man jedoch immer auch die Wetterverhältnisse in die Tourenplanung einbeziehen. Das Wandern bei großer Hitze beispielsweise erfordert die Mitnahme zusätzlicher Getränke und einer Kopfbedeckung. Auch wäre die Wahl einer schattigen Route ratsam. Besteht ein Niederschlagsrisiko oder ist der Boden noch feucht vom Regen, sollte man besonderen Wert auf festes Schuhwerk legen und steile Abhänge oder Grade meiden, an denen Absturzgefahr besteht. Eine leichte Regenjacke gehört in den Rucksack jedes Wanderers, genauso wie eine Wanderkarte und ein Kompass, denn auf das Handy alleine sollte man sich am Berg nicht verlassen.